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03.03.2019 16:16 - bearbeitet 03.03.2019 16:29
Hallo Community, ich hoffe das dies hier das richtige Board ist für meinen Thread.
In letzter Zeit habe ich in vielen Threads etwas von den "Problemen" der User mit DS-Lite gelesen, und möchte dazu nur ein paar Infos in den Raum werfen.
Für alle User die sich wundern das die Provider langsam keine IPv4 Adressen mehr übrig haben und deswegen auf DS-Lite zurück greifen "müssen" habe ich hier ein kleines Rechenbeispiel.
IPv4 ist zu einer Zeit entwickelt worden als man sich noch nicht vorstellen konnte das es jemals soviele Computer gibt und eine Adresse für die Kommunikation benötigen. (Jetzt ist es aber soweit !!!!!)
IPv4 --> 32 Bit
Kleinste Zahl: 00000000.00000000.00000000.00000000 (0.0.0.0)
Größte Zahl: 11111111.11111111.11111111.11111111 (255.255.255.255)
2^32 = 4294967296 mögliche Adressen (Weltweit)
Reservierte Adressen für private Konfiguration (nicht im Internet nutzbar)
10.0.0.0 - 10.255.255.255 --> 16777216
172.16.0.0 - 172.31.255.255 --> 1048575
192.168.0.0 - 192.168.255.255 --> 65536
Reservierte Adressen für automatische Selbstonfiguration (APIPA, nicht im Internet nutzbar)
169.254.0.0 - 169.254.255.255 --> 65.536
Reservierte Adressen für Multicastübertragungen (z.B. Videokonferenzen)
224.0.0.0 - 239.255.255.255 --> 536870912
4294967296
- 536870912
- 16777216
- 1048575
- 65536
- 65536
-------------
3740139521
Adressen die für die Kommunikation im Internet übrig bleiben --> 3740139521
diese verteilen sich auf die öffentlichen Adressräume
0.0.0.0 - 9.255.255.255
11.0.0.0 - 169.253.255.255
169.255.0.0 - 172.15.255.255
172.32.0.0 - 192.167.255.255
192.169.0.0 - 223.255.255.255
240.0.0.0 - 255.255.255.255
Davon sind auch wieder einige Adressen nicht nutzbar weil es Netzwerk-ID's bzw. Broadcast Adressen sind. Diese fallen aber jetzt hier nicht so ins Gewicht und können jetzt erstmal vernachlässigt werden.
Nun zum Thema ... "Warum bekomme ich keine richtige öffentliche IPv4 Adresse mehr?"
Antwort:
Ganz einfach ... es gibt langsam keine freien öffentlichen IPv4 Adressen mehr, und die Provider müssen über den Trick mit dem DS-Lite über IPv6 trotzdem dafür sorgen das die privaten IPv4 Netzwerke mit dem Internet kommunizeren können.
Auf der Erde leben mittlerweile mehr als 7.000.000.000 Menschen (OK ... nicht jeder braucht ein IP ... 🙂 ),
aber gehen wir mal davon aus da auch nur 15% der Weltbevölkerung gerne eine IPv4 Adresse bekommen würden weil sie ins Internet möchten.
Jetzt möchten die aber nicht nur eine Adresse für ihr Festnetz haben sondern auch noch für ihr Mobiltelefon und ihr Tablet (jede SIM Karte braucht ja auch noch eine IP).
15% = 1.050.000.000 (würde ja noch reichen, wenn jeder nur 1 IP bekommt)
1.050.000.000 * 3 (Fetznetz, Handy, Tablet) = 3.150.000.000 (nur eine grobe Schätzung, die Realität ist viel schlimmer)
Das sind 3.150.000.000 Adressen die nur für Privatpersonen verbraucht werden !!!!
Was ist aber mit den ganzen Firmen und Behörden weltweit, die auch noch gerne IP Adressen hätten (Firmenhandys, Firmentablets) ?
Fassen wir mal zusammen:
3.740.139.521 IPv4-Adressen gibt es (mehr nicht !!!!)
- 3.150.000.000 ca. brauchen wir (heute) für Privatnutzer
bleiben also noch knapp 590.000.000 Adressen übrig um die sich die Firmen kloppen und dafür auch bezahlen.
Und schon haben wir das Problem. Da die realen Zahlen diese im Beispiel überschreiten hat es sich bis heute damit umgehen lassen das alle IP Adressen für den Privatuser dynamisch zugewiesen wurden und freie Adressen so schnell einem anderen Anschluß zugewiesen werden können, weil nicht immer alle Nutzer gleichzeitig online sind.
Um diese Probleme zu lösen wurde halt IPv6 entwickelt, welches paralell zum IPv4 (Dual Stack) benutzt wird
IPv6 --> 128 Bit --> 2^128 --> 34028236692093846337460743177 Adressen (ca. ... das sollte für ein paar Jahre reichen)
Leider gibt es immer noch Geräte die auf IPv4 angewiesen sind (Spielekonsolen etc.)
Für diese Fälle haben die Provider halt die Möglichkeit die noch verbleibenden IPv4 Adressen zu "splitten", soll heissen das eine öffentliche IPv4 Adressen von mehreren Routern gleichzeitig genutzt werden kann. Dazu wird diese aber vereinfacht ausgedrückt in eine IPv6 Adresse gekapselt.
Router 1 = (80.80.123.123) 2001:db8:1234:1234:aaaa:bbbb:cccc:aaa1
Router 2 = (80.80.123.123) 2001:db8:1234:1234:aaaa:bbbb:cccc:bbb2
Router 3 = (80.80.123.123) 2001:db8:1234:1234:aaaa:bbbb:cccc:ccc3
Der Router bekommt eine öffentliche IPv6 Adresse vom AFTR Gateway der dann dieser auch eine Pseudo IPv4 zuweist, die für die Kommunikation in das Internet benutzt werden kann, aber NICHT für den Zugriff aus dem Internet.
Jede Adresse in einem Netzwerk muss Eindeutig sein !!!
IPv4 Anfragen aus dem privaten Netzwerk kommen über den Gateway so auch an die richtige Adressen zurück, dafür sorgt der Gateway. Über die öffentliche IPv6 Adresse ist der Zugriff von Extern auf den Router bzw. das Heimnetz ohne Probleme möglich.
Zum Schluß möchte ich jetzt nur noch eines Anmerken.
Ich kann dieses Gejammer langsam nicht mehr hören wegen den IPv4 Adressen.
NIEMAND hat Anspruch auf eine IPv4 Adresse, die Provider müssen nur dafür sorgen das wir mit dem Internet kommunizieren können (mehr nicht).
Wenn jemand zwingend das Bedürfniss hat sein privates Netzwerk auch von Aussen über IPv4 erreichen zu wollen, dann hat er dafür auch gefälligst zu bezahlen.
Egal ob Firma oder Privatperson, wer etwas explizit haben möchte der sollte auch bereit sein dafür in die Tasche zu greifen.
OK ... Jetzt auch noch ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an die Provider
Wenn ihr schon DS-Lite einsetzt und über AFTR arbeiten wollt dann solltet ihr (Vodafone, 1und1, und wie ihr auch alle heisst) gefälligst auch langsam euer Mobilnetz IPv6 tauglich machen damit der Zugriff von Extern auch über Mobilgeräte möglich wird ... die Telekom ist euch da einen kleinen Schritt vorraus.
Also, bitte nachlegen liebe Provider.
Euer
Argantho
am 03.03.2019 17:18
Kleiner Nachschlag:
Achso, diese 3740139521 Adressen stehen nätürlich nicht alleine VODAFONE zur Verfügung !!!
Diese werden von der "IANA" verwaltet und die Provider müssen dort "betteln" und diese kaufen.
am 03.03.2019 17:22
Alles plausibel hergeleitet. Es ist auch unstrittig, dass die IPv4 Adressen endlich sind.
Was mich bei unserem Provider Vodafone allerdings stört sind 3 Dinge:
1. Nimmt ein Kunde eine Tarifänderung vor, wird er automatisch von Dual Stack auf DS-Lite umgestellt. Hier könnte man mit dem Kunden abklären, ob er weiterhin dringend Dual Stack benötigt. Das Argument der fehlenden IPv4 Adressen greift hier ja nicht so richtig, da er ja vor dem Tarifwechsel auch eine IPv4 hatte. Er bekäme also bei nachgewiesenem Bedarf lediglich "seine" IPv4 zurück. Das er darauf keinen vertraglichen Anspruch hat ist natürlich klar. Mir geht es hier auch eher um die Aufrechterhaltung einer bisher gewährten Funktion (wenn nachgewiesen benötigt !) und um erstklassigen Service.
2. Das Argument fehlender IPv4 Adressen finde ich recht seltsam. Die Begründung lautet oftmals, das schlicht und ergreifend keine IPv4 Adressen mehr da sind. Ist der Kunde aber bereit, dafür 5 EUR monatlich zu bezahlen, kann er natürlich eine IPv4 bekommen. Sind sie nun alle der nicht?
3. Das der Zugriff von Außen über Mobilfunk auch nur aus dem IPv6-Netz geht, hast Du ja schon dargelegt. Das finde ich in der Tat auch recht bedauerlich, dass es Vodafone selbst seit Jahren nicht schafft, sein Mobilfunknetz entsprechend aufzurüsten. Das wird auch hier im Forum immer wieder in Aussicht gestellt. Also, erst einmal an die eigene Nase fassen, bevor man die IPv6-Fähigkeit immer von den Anderen einfordert.
am 03.03.2019 17:29
Auch wenn die Berechnungen nicht ganz richtig sind, so zeigt es genau das Problem. Denn was in der Rechnung fehlt, sind IP-Adressen für Server -und- IP-Adressen für die Router (ja, auch die brauchen zwingend eine IP-Adresse).
An der Grundaussage ist jedoch nichts falsch - die IP-Adress-Blöcke sind seit 2011 so gut wie komplett vergeben. Wer damals nicht genug Adressen "gebunkert" hat, der hat die Probleme früher, andere haben die Probleme später. Dies betrifft insbesondere die Kabelanbieter, die 2011 noch nicht so groß waren wie heute. Und jetzt rennen sie halt in die angesprochenen Probleme, während die Telekom noch einige (aber nicht viele) Reserven hat.
am 03.03.2019 17:32
Wenn du 10 Adressen hättest, wem würdest du sie eher geben:
Dem Kunden, der nur bettelt, aber nichts bezahlt
-oder-
Dem Kunden, der dafür auch bezahlt
An dem Punkt sind die Kabelnetzbetreiber bereits angekommen - der verbliebene Pool reicht nicht mehr aus, damit alle eine IPv4 bekommen können, deshalb gibt's genau diese Unterscheidung. Mal davon abgesehen, dass derjenige mit statischer IP-Adrese immer mindestens 4 Adressen belegt (1x für den Kunden, 1x für den Router bei VF, 1x Netzwerk- und 1x Broadcast-Adresse) - damit er diese nämlich auch bei einem Umzug beibehalten kann.
am 03.03.2019 17:42
Hallo Fred,
ich bin auch nur "Kunde" bei Vodafone, aber ich befasse mich mit der Problematik IPv4 aus beruflichen Gründen schon seit längerem.
zu 1.
Das finde ich auch schade das nicht explizit darauf hingewiesen wird und es einfach automatisch eingerichtet wird.
Aber das ist reine Geschäftspolitk und meistens wissen die "Mitarbeiter" (über die Hotline) es einfach selber nicht, es sind ja nur Verkäufer. Die Provider stellen halt so sicher das sie mehr Kunden versorgen können als wirklich Adressen zur Verfügung stehen.
Aber du hast Recht das es besser wäre den Kunden darauf hinzu weisen, aber dazu müssten die "Verkäufer" die Problematik kennen ... 😞
zu 2.
Es gibt nätürlich noch ein "paar" Adressen (aber halt nicht mehr viele). Und jetzt kommt das Prinzip der Marktwirtschaft zum tragen "Angebot und Nachfrage". Wenn es von einer Sache nicht mehr so viel gibt, versucht man halt daraus Profit zu schlagen. Da kann man aber Vodafone keinen Vorwurf machen, wir würden genauso handeln.
zu 3.
Deswegen habe ich ja auch extra darauf hingewiesen ... 🙂
am 04.03.2019 20:01
Ich würde das kundenorientiert entscheiden. Hatte der Kunde bisher eine IPv4 würde ich im Zuge einer Tarifänderung 3 Fragen klären:
1. Stellt die Tarifänderung ein upgrade dar?
2. Hat der Kunde auch einen Mobilfunkvertrag mit Vodafone und versucht darüber auf sein Heimnetz zuzugreifen?
3. Kann der Kunde den Bedarf für Dual Stack ausreichend begründen?
Können diese 3 Fragen mit "Ja" beantwortet werden, würde ich diesem Kunden auch weiterhin Dual Stack schalten. Das Tarifupgrade spült mehr Geld in die Vodafone-Kasse und die fehlende IPv6-Fähigkeit des Vodafone-Mobilnetzes sollte dem Kunden nicht angekreidet werden.
Hier im Forum gibt es doch bzgl. IPv4 keine "Meuterei" von Neukunden, sondern meist von Bestandskunden, deren Verträge in irgendeiner Form angefasst werden und dann durch DS-Lite Probleme entstehen.
am 04.03.2019 20:40
Bei Beantwortung der ersten Frage mit "Ja" heißt es aber auch gleichzeitig, dass du als Kunde die neuen AGB - und in denen wird explizit auf DS-Lite hingewiesen - akzeptierst. Du solltest also schon wissen, was du da unterschreibst und dich nicht danach darüber aufregen, wenn das Gegenüber dir genau das bietet, was du bestellt hast.
Und noch was: DS-Lite steht schon seit mind. 4 Jahren in den AGB - und es wurde davon mindestens über 3 Jahre relativ "lax" gehandhabt und vielen Kunden wurde auf Nachfrage dann doch auf Kulanz richtiges DualStack geschalten. Nur seit 2018 ist halt der Punkt erreicht, wo dieses Gießkannenprinzip nicht mehr angewendet wird - sondern es nur noch sehr restriktiv gehandhabt wird. Zumal der Kunde über den Wechsel in einen Business-Tarif incl. der Option "Feste IP-Adresse" ja gegen Endgelt genau die Möglichkeit hat, sich ein vertraglich zugesichertes Recht auf einen vollwertigen IPv4-Zugang zu erkaufen.
Und VF wird auch im Mobilfunkbereich entsprechend nachziehen - soweit man das schon lesen konnte, steht die Einführung wohl kurz bevor.
am 05.03.2019 12:22
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass mir die Vertragslage (AGB) durchaus klar ist. Da ist dann Aufregung auch vergeudete Zeit. Vodafone verpflichtet sich zu DS-Lite und das bieten sie dem Kunden auch.
Meine Herangehensweise bezog sich auf den "Sonderfall" Bestandskunde mit bisherigem Dual Stack, der nach einem Tarifupgrade Probleme mit seinem Zugriff auf das häusliche Netzwerk bekommt, weil er keine öffentliche IPv4-Adresse mehr hat und leider das Mobilfunknetz von Vodafone noch kein IPv6 beherrscht.
In diesem Fall (und das sind die meisten in den letzten Jahren gewesen) sollte man nicht auf den AGB rumreiten, sondern im Sinne des Kunden lösungsorientiert vorgehen. Dann würde der Slogan "Wir sind erst zufrieden, wenn sie es auch sind." einen echten Anwendungsfall bekommen.
Und was IPv6 im Mobilfunkbereich angeht. Das wird bereits seit 2017 versprochen. Wir haben jetzt 2019. Vielleicht klappt es ja wirklich bald. Dann können Kunden mit DS-Lite auch auf ihre Drittanbieter zugehen und von denen die evtl. fehlende IPv6-Fähigkeit der Komponenten einfordern.
am 05.03.2019 23:15
Es ändert nichts an der Tatsache: Du hast einen neuen Vertrag abgeschlossen und die neuen Bedingungen akzeptiert - da kann man dann nicht mit "Sonderfall Bestandskunde" argumentieren. Denn der "Sonderfall Bestandskunde" besteht dann nicht mehr. Du bist in dem Fall kein Bestandskunde mit Altvertrag mehr, sondern quasi ein "Neukunde" mit neuen Bedingungen.
Wenn du als "Sonderfall Bestandskunde" gelten willst, dann hättest du deinen Vertrag nicht ändern dürfen - dann wärest du nämlich ein Bestandskunde.
Und was IPv6 im Mobilfunknetz anbetrifft: Ja, das ist ein Jammer, dass das noch immer nicht aktiviert wurde - nur leider ändert das nichts an der Tatsache, dass das zwei getrennte Verträge sind (und vor allem, dass du mit einem Privatkundenvertrag [eigentlich] keine Serverdienste anbieten darfst).