Vodafone hatte für mein TV-Usererlebnis im heißen Monat Juli ein "Update" des Horizon Betriebssystem angekündigt. Am 07.07. war es dann so weit. Das neue "GigaTV-Fernseherlebnis" lud sich in die Box und sorgte gleich in der ersten Stunde für unliebsame Überraschungen:
Die Jugendschutzpin (die ich glücklicherweise noch in meinen alten Unitymedia Unterlagen fand) wurde vom neuen System nicht akzeptiert. Ich konnte sie zwar in eine einfacher zu merkende Nummernfolge ändern, die vom System auch abgespeichert wurde, doch sie wird nicht dauerhaft nutzbar gemacht. Da in meinem Haushalt keine minderjährigen Kinder leben, habe ich sowohl die komplette Abschaltung dieser Funktion als auch die FSK 18 Option ausprobiert. Weder die erste noch die zweite wird vom System gespeichert oder dauerhaft angewendet. So muss ich nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit die neue Nummernfolge eingeben, die, je nachdem wie träge sich das System zum Zeitpunkt des Eingabeversuchs verhält, aufgrund der verzögerten Reaktionszeit nicht rechtzeitig angenommen wird. In diesem Fall wird dann automatisch der nächstfolgende Sendeplatz im Bouquet angewählt, sodass ich zurück in das Pineingabefenster navigieren muss, um einen erneuten Versuch zu starten.
(Liebe Jungs/Mädels von Vodafone. Es gibt seit über 50 Jahren Fernbedienungen für einen schnellen, reibungslosen und komfortablen Wechsel von einem Sender zum nächsten. Euer "Neues Fernseherlebnis" hat diese Ära erfolgreich beendet. Ich gratuliere!)
Der Senderwechsel funktioniert nicht mehr einwandfrei. Verzögerungen mit bis zu 4-5 Sekunden sind seitdem "Update" die neue Normalität.
Das Booten der Horizon Box ("Nightrider") war schon zuvor eine Zumutung, ab dem neuen "Fernseherlebnis" dauert der Vorgang von ca. 5 Minuten bis zu 10 Minuten, lädt dann jedoch die Sender nicht oder bleibt im Standby Modus hängen. Unter dem Senderdisplay der Box sieht man, vermutlich zum Zweck von Feedback, entweder ein blaues oder oranges Leuchten. Blau bedeutet, so hat es mir mal ein Techniker von Unitymedia erklärt, der dereinst einen Austausch der Box vorgenommen hatte, dass der Bootvorgang läuft, oranges Licht besagt, dass etwas nicht einwandfrei funktioniert. Er hat mir leider nicht erklärt, was häufiges Wechseln zwischen Blau und Orange bedeutet. Ich gehe intuitiv davon aus, dass die Box es auch nicht weiß.
Woche 1 nach dem "Update" (Austauschbares Verhalten, dass nicht an jedem Tag geschieht - Tendenz anscheinend jedoch steigend):
Die Box bootet endlos (Nightrider), zeigt jedoch keinen Fehlermeldungscode auf dem Bildschirm (es wird gar nichts angezeigt).
Die Box bootet endlos (Nightrider), zeigt dann an, dass sie lädt "Ladevorgang" und wechselt dann in den Standby-Modus, in dem sie dann steckenbleibt.
Die Box bootet endlos (Nightrider), zeigt dann an, dass sie lädt "Ladevorgang" und wechselt dann in den ersten Sender, um sogleich das Bild gegen einen Fehlercode auszutauschen.
Fehlercode 8030 auf dem Bildschirm des Fernsehgeräts (nicht auf dem Display der Horizon Box!). Angeblich ist das Netzwerk überlastet! Ich möge entweder den LAN- oder WLAN-Anschluss aktivieren. Abgesehen davon, dass währenddessen der Internetanschluss, ebenfalls seit der Übernahmen von Unitymedia von Vodafone, weiterhin fehlerfrei funktioniert, braucht man zum Schauen der ÖR Sender im Sendebereich der BRD keinen LAN/WLAN-Anschluss seines TV Empfangsgerätes, wenn dieses an eine handelsübliches und funktionstüchtiges Antennenkabel angeschlossen ist. Der Sendebetrieb sollte im Gegenteil jederzeit auch ohne durch private Dienstleister zur Verfügung gestellte Hard-/Software gewährleistet werden können. Vodafone stellt dieses Prinzip mit seiner Vorstellung von einem neuen Fernseherlebnis seit Einführung seiner neuen Software stark infrage.
Die Box hängt in meinem Haushalt an einem normalen TV-Anschlusskabel (Für TV-Signale ausreichendes Antennenkabel, mit einer Abschirmung von über 85 Dezibel (>85 dB).
Ich streame nicht mit der Box, ich beziehe keine zusätzlichen Filme aus dem Archiv oder gehe mit dem Fernseher ins Netz, dazu habe ich Computer und ich sehe nicht ein, dass ich, nachdem ich das Gerät aus dem Sleep-Modus wecke, dazu genötigt werde einen LAN/WLAN-Anschluss vorzunehmen, wenn gleichzeitig eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm damit begründet wird, dass das Netz überlastet sei.
Die Box geht erst nach mehreren Kaltstarts (Trennung vom Kabel/Stromnetz) wieder in den Bootmodus.
Die Box zeigt die oben aufgeführten Fehler am häufigsten zwischen 20:00 und 21:00 Uhr (Netzwerkkapazität? Der Fehler und die dazugehörige Meldung tritt erst seit dem "Update" auf!). Ich kann insofern diesbezügliche Meldungen hier im Forum bestätigen.
Die Box (ich nenne sie seit ihrem ersten Gebrauch "Die Bratpfanne") wird bei Fernsehbetrieb sehr heiß. Mir ist bewusst, dass sie Freiraum benötigt, um genügend Luftzirkulation für ihre Funktionstüchtigkeit zu bekommen, weshalb sie bei mir einen frei stehenden Platz einnimmt (Staubwischen inklusive!).
Ein Reset auf den hier im Forum öfter genannten und empfohlenen Werksstandard habe ich nicht vorgenommen.
Begründung:
1. Es hat einige Zeit gekostet, auf dem vormaligen Unitymedia Betriebssystem meine Favoritenliste einzurichten. Sie wäre verloren. Mein Vertrauen in das System von GigaTV ist bereits erschüttert. Ich möchte nicht erleben, dass der Versuch eine neue Liste anzulegen nach einem Reset komplett in die Hose geht. Wenn/falls ich denn (mittlerweile unerwartet) mal in den Genuss des Fernsehprogramms kommen sollte, möchte ich nicht zunächst nach den Sendern suchen müssen.
2. Austausch der Box, Technikerbesuch. Ein Austausch wurde vor ca. einem Jahr bereits zum dritten Mal vorgenommen. Ich betrachte seit dem letzten Mal die Häufigkeit des Auswechselns als unbestreitbaren Indiz dafür, dass die Hardware nicht das einzige Problem ist (wenn auch ein zusätzliches und ausreichend belegtes).
3. Wechsel zu einer anderen Box inkl. neuem Tarif: Wieso sollte ich mich auf einen neuen Vertrag einlassen, wenn der derzeitige nicht erfüllt wird? Andere Geräte haben laut Foreneinträgen ähnliche Probleme. Neue Tarife helfen in diesen Fällen überhaupt nicht. Bisher sind entweder die Tipps hiesiger Moderatoren/Superuser oder ein Anruf bei der Vodafone Hotline die einzigen probaten Mittel, um einem resistenten Fehler auf die Spur zu kommen. Die Häufigkeit, mit der diese Fehler von den Kunden jedoch weiterhin bestätigt werden, spricht dafür, dass die bisherigen Maßnahmen für einen großen (für Vodafone scheinbar bisher irrelevanten) Anteil der Kunden nicht oder nur unzureichend dauerhafte Abhilfe schafft.
4. Ich ziehe aus genannten Gründen eher eine Minderung nach § 323 BGB wegen nicht vertragsgemäßer Leistung nach angemessene Frist in Betracht oder werde vom Vertrag ganz zurücktreten.
5. Anbieterwechsel: wäre vielleicht die einzig verbleibende Alternative, wenn nicht eine schnelle und durchdachte Lösung (bessere Implementierung neuer Softwareversionen) präsentiert wird, die die vorhandene Inkompatibilität zwischen dem neuen GigaTV System und in den Haushalten vorhandene Hardware garantiert. Da dies offenbar bisher unterlassen wurde, gehe ich jedoch davon aus, dass die bisherige Entscheidungsgrundlage bei den Verantwortlichen auf Konzernebene nicht technischer, sondern finanzieller Natur ist. Billige Einweg Hard- und Softwareprogrammierung durch sich unterbietende Drittanbieter. Das dahinterstehende Kalkulationsmodell: die Hotlines und die User werden vorhandene Probleme weitgehend glattbügeln, selbst wenn dadurch die Reputation dieser Geschäftssparte ein wenig angekratzt wird. It's Business (as usual).
Irgendwelche Fragen?
