Frage
Antwort
Lösung
am 10.05.2021 15:03
Hallo zusammen,
ich nutze an meinem Wohnort bereits seit mehreren Jahren Vodafone DSL RED 50 MBit/s und hatte bisher keine Schwierigkeiten. Seit Beginn letzter Woche treten jedoch Latenzen von bis zu 500 ms zwischen meinem Router und dem ersten IP-Hop auf. Parallel dazu beobachte ich heftige Einbrüche im Down- und Upstream. In der Summe ist die Internetverbindung fürs Homeoffice nicht mehr nutzbar (CIFS-Mounts bleiben hängen, Videokonferenzen brechen ab, etc.).
Aufgefallen ist mir das Problem mit der Easybox 804 von Vodafone. Um einen Defekt des Routers auszuschließen habe ich testweise ein PPPoE-Modem (Allnet ALL-MC115VDSL2) sowie eine Fritzbox 7362SL benutzt. Mit allen genannten Routern/Modems kann ich das Problem nachstellen.
Eine durchschnittliche Messung mit traceroute sieht folgendermaßen aus:
traceroute to 8.8.8.8 (8.8.8.8), 30 hops max, 60 byte packets 1 _gateway (192.168.2.1) 0.331 ms 0.505 ms 0.589 ms 2 dslb-084-059-211-001.084.059.pools.vodafone-ip.de (84.59.xxx.xxx) 355.214 ms 355.346 ms 355.514 ms 3 88.79.16.168 (88.79.16.168) 356.635 ms 357.237 ms 357.642 ms 4 88.79.16.24 (88.79.16.24) 358.059 ms 88.79.16.20 (88.79.16.20) 358.255 ms 358.635 ms 5 92.79.214.18 (92.79.214.18) 360.477 ms 92.79.214.22 (92.79.214.22) 361.507 ms 361.917 ms 6 * * * 7 * 145.254.2.195 (145.254.2.195) 323.259 ms 423.465 ms 8 209.85.168.204 (209.85.168.204) 423.189 ms 423.817 ms 423.794 ms 9 * * * 10 dns.google (8.8.8.8) 425.582 ms 513.379 ms 512.625 ms
Es ist deutlich zu sehen, dass der erste IP-Hop nach meinem Router massiv Latenz beaufschlagt.
Ich habe eine automatisierte Langzeitmessung (Periodizität von 5 Minuten) mit der CLI-Version von speedtest.net durchgeführt und mit gnuplot ausgewertet:
Die Graphen für Download (grün) und Upload (blau) folgen der Skala auf der linken y-Achse, der Graph für den geweils gemessenen Ping der Skala auf der rechten y-Achse.
Gut zu erkennen ist, dass es eine Tageszeitabhängigkeit gibt. Theoretisch hätte ich nachts zwichen 0 Uhr und 3 Uhr ein Fenster, in dem ich vernünftig arbeiten könnte.
Ich benutze aktuell die o.g. Fritzbox, da ich damit die SNR am Modem messen kann. Ich kann keine Schwankungen bei der SNR beobachten, allerdings ist sie mit etwa 10 dB gerade noch akzeptabel.
Nun der wichtige Punkt: die Vodafone-Hotline ist bereits informiert, und ein Techniker wird mir morgen vorbeigeschickt. Allerdings wurde mir seitens Vodafone kommuniziert, dass die Remotediagnose kein Problem erkennen lässt, und dass ich den Techniker bezahlen muss, sollte das kein Problem mit der Vodafone-Infrastruktur sein.
Mich würde nun brennend interessieren, ob solche Probleme schon woanders aufgetreten sind, und wodurch sie verursacht wurden. Ich weiß, dass bei mir in der Gegend vor kurzem viel Glasfaser in die Schächte unter der Straße eingeblasen wurde. Ist es möglich, dass im Zuge dessen an den MSANs Änderungen vorgenommen wurden, die sich komisch auf die DSL-Linecards auswirken?
Was passiert, wenn nun herauskäme, dass die Telekom hier etwas verbockte, und Vodafone keine Schuld trifft? Bezahle ich den Techniker dann trotzdem?
Gelöst! Gehe zu Lösung.
am 19.05.2021 17:10
Noch ein Nachtrag:
Ich habe heute Mittag eine SMS von Vodafone erhalten, die Störung ist jetzt wohl auch offiziell behoben. Dieser Thread kann daher geschlossen werden.
am 10.05.2021 15:12
Die bitstromanbindung oder eine andere Netzkomponente auf vodafones Seite ist zu hoch ausgelastet.
So eine Störung sieht der first level support nicht, entsprechende Punkte im System sind ausgegraut.
Du musst den Techniker nicht bezahlen. Er wird aber auch nichts feststellen. Falls Vodafone dann eine Rechnung von Dir haben möchte, fängst Du am besten heute schon an ein messprotokoll mit der Desktop app von breitbandmessung.de anzufertigen. Dann hast du direkt den Nachweis, das es nicht an deinem Netzwerk liegt.
10.05.2021 15:25 - bearbeitet 10.05.2021 15:32
Okay, nehmen wir mal an dass der Techniker nichts findet (wovon ich auch ausgehe). Kann ich denn damit rechnen, dass Vodafone das Problem kurzfristig behebt?
Den Desktop-Client von breitbandnutzung.de kann ich leider nicht automatisiert benutzen (falsche Architektur), aber ich mache mal über den Tag verteilt ein paar Messungen. Meinen automatisierten Ansatz kann ich dann immer noch verwenden, um die Ergebnisse zu untermauern.
am 10.05.2021 17:16
Update:
Just in diesem Moment erreicht mich eine SMS mit dem Hinweis, dass bei mir eine regionale Störung gemeldet ist und kein Techniker vor Ort nötig ist. Scheinbar hat sich hier in der Gegend noch jemand beschwert.
am 10.05.2021 18:05
Das System prüft automatisch, ob ein Masterticket offen ist, auf dem der 1. Level Support anscheinend nicht zugreifen kann, sonst hätte er nicht den schwachsinn erzählt, dass der Techniker bezahlt werden muss.
Die Symptome passen zu dir, regionale Störung bestägit also, das unzureichende Bitstromanbindungen seitens Vodafone das Problem bei dir sind.
Die alten Anbindungen werden nicht schnell geupgradet, sondern es werden gänzlich neue Anbindungen von Vodafone errichtet, Bitstrom L2 was auf Dauer günstiger ist. Wenn man dir keinen Termin zur Migration sagen kann, dann kann es noch Monate dauern. Hier im Forum gab es auch Leute, die haben bis zum Vertragsende hoffnungsvoll auf einen Ausbau/Migration gewartet.
Die Messkampagne musst du nicht automatisieren (funktioniert aber mit z.B. AHK) man kann alle 5 Minuten messen, 10 Messungen pro Tag. Entsprechend reicht eine Stunde Abends völlig aus. Empfehle aber trotzdem eine Messung auch Morgens, Vormittags oder zumindest Nachmittags zu starten.
Deine automatisierten Messungen werden Vodafone leider überhaupt nicht interessieren. Die reagieren nur auf den Vodafone Speedtest und auf eine Messkampagne (Mit der Messkampagne ist die normale Hotline aber überfordert, deswegen per Mail oder Fax schicken)
Ich würde direkt auch noch eine Frist setzen, bis zu der die Störung behoben werden muss. So sparst du dir mindestens zwei Wochen, falls der Ausbau/Migration länger dauert und du frühzeitig wechseln musst, weil das Problem sonst nicht gelöst werden kann.
am 11.05.2021 11:19
Hey NocheinTyp,
wow - da hast Du ja schon eine Menge recherchiert.
So lahm darf ein Anschluss nicht laufen, gerade in Zeiten von verstärktem Homeoffice.
So extreme Latenzen gibts nichtmal bei einem Kapazitätsengpass.
Darf ich fragen in welchem PLZ-Bereich Du wohnst?
In Karlsruhe (761x PLZ) stimmt definitiv was mit der Konfiguration an einem BNG Server nicht.
Da findet überhaupt kein Lastausgleich statt. Die Technik kümmert sich drum.
VG,
Andre
am 11.05.2021 18:00
Hallo zusammen,
danke für den Input. Ich habe der Form halber mal ein semi-automatisches Setup für die Messkampagne von breitbandmessung.de gebaut, einfach um ein paar Optionen offen zu haben.
Zwei Dinge sind in der Zwischenzeit passiert:
@Andre Ja, das ist eine Berufskrankheit 🙂
Meine Postleitzahl ist die 76137.
Ich nehme mal an, dass der BNG der Übergang zum IP-Netz ist, richtig? Das wäre ja dann das erste IP-Interface hinter meinem Modem, das ich via traceroute sehe, der Übergang von ISO/OSI Layer 2 zu 3 ist da also schon passiert. Ist der BNG nun im MSAN vor meinem Haus montiert, oder steht der in einem Rechenzentrum?
am 12.05.2021 11:58
Hey NocheinTyp,
die HVTs sind eher Rechenzentren. Der BNG arregiert dort die Daten die von den einzelnen DSLAMS / MSAN (kleine graue Kästen) in Deiner Straße kommen. Seit einem Ausfall am Montag läuft über diese Anbindung viel zu wenig Traffic. Obs jetzt ein Konfigurationsthema oder Hardwareschaden ist , weiß ich nicht. Die Technik kümmert sich mit Hochdruck drum.
Sobald der Fehler gefixt ist, wirst Du dann per SMS informiert.
VG,
Andre
am 12.05.2021 13:15
@Andre Alles klar, danke für den Einblick.
Die SIM-Karte kam inzwischen an und ist in Betrieb. Es war ein wenig Bastelei nötig, aber ein ausgedientes Smartphone und zwei statische IPv4-Routen später kann ich wieder vernünftig arbeiten 🙂
Ich werde mich hier nochmal melden sobald die DSL-Störung behoben ist und aus meiner Sicht wieder gut läuft.
12.05.2021 19:22 - bearbeitet 12.05.2021 19:31
Hi @NochEinTyp !
Ich wollte gerade eben einen ähnlichen Post dazu veröffentlichen, dann bin ich auf dein Thema hier gestoßen.
Seit dem 4. Mai sieht es bei mir (76189) am Anschluss genauso aus. Traceroute und tracert liefern tagsüber Pingzeiten die jenseits von gebrauchbaren Werten fürs Homeoffice sind, genauso die Abbrüche im Down- und Upstream.
nachts ab ~ 1 Uhr geht es dann einigermaßen.
Routenverfolgung zu dns.google [8.8.8.8] über maximal 30 Hops: 1 <1 ms <1 ms <1 ms fritz.box [192.168.178.1] 2 470 ms 304 ms 255 ms dslb-084-059-211-001.084.059.pools.vodafone-ip.de [84.59.211.1] 3 507 ms 486 ms 508 ms 88.79.16.168 4 522 ms 474 ms 331 ms 88.79.16.24 5 423 ms 459 ms 529 ms 92.79.214.22 6 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung. 7 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung. 8 407 ms 422 ms 405 ms 209.85.168.204 9 473 ms 456 ms 440 ms 108.170.231.235 10 392 ms 399 ms 412 ms 142.250.214.201 11 410 ms 462 ms * dns.google [8.8.8.8] 12 276 ms 336 ms 386 ms dns.google [8.8.8.8] Ablaufverfolgung beendet.
Mit dem Kundensupport bin ich auch schon teils wahnsinnig geworden, da wurde bei den ersten zwei Anrufen auch erst Mal darauf verwiesen, dass das Problem bei mir liegen muss. Erst beim dritten Anruf konnte ich dann doch den Mitarbeiter dazu bewegen, dass ich einen Termin mit einem Techniker bekomme (gestern ebenfalls dann mit der Nachricht, dass der Termin jetzt doch nicht nötig ist). Bin mal gespannt, wie lange ich jetzt noch mein Homeoffice vorrübergehend zu Bekannten verlegen muss... .
@Andre lieben Dank für die Infos zu dem Problem! Ohne den Beitrag hierzu wäre ich vermutlich noch die nächsten Tage beschäftigt gewesen, dem Telefonsupport auf die Nerven zu gehen.