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Lösung
am 06.11.2020 20:24
Hallo Community!
Meine Frau und ich arbeiten beide im Homeoffice für IT-Großkonzerne. Anschluss ist ein Red IP Cable 50, DOCSIS, mit Uploadboost = 50 Mbit Up and down. D.h. auf dem "Werbepapier" 50 Mbit, laut Produktdatenblatt 35 Mbit/s. Die hätten wir aber dann auch gerne stabil. ohne Drops:
Wir nutzen Skype, Teams und Zoom zum telefonieren und es vergeht KEIN Telefonat mit nicht mehreren sekundenlangen "Drops". Plus das wir dauernd aus dem VPN fliegen. Ist auch egal ob wir per Kabel oder WLAN drin sind. An einer "echten" Glasfaser (nicht Docsis, konnten wir bei Freunden testen) mit 5 Mbit symetrisch: Keine Probleme für uns beide. D.h. auch die Wahrscheinlichkeit, dass es am Backend unserer jeweiligen Firmen liegt ist quasi null.
Nach gefühlt dutzenden Tickets in der Hotline hat ein/eine Techninkerin gesagt "kein Wunder, wir haben eine Großstörung, d.h. die Leitung ist massiv überbucht und es wird erst 30.03.2021 passend geändert." Wenn das die Ursache ist, die ja bekannt sein sollte:
- Warum die "Beschäftigungstherapie"? Routerhardware wurde getauscht, mehrfach neu provisioniert, Bridgemode eingeschaltet, das Kabel vermessen, SMSe geschickt.
Die Frage ist:
- Haben andere in diesem Netzsegment diesselben Probleme?
- Was kann man tun damit hier endlich stabil gearbeitet werden kann? Ohne Drops und Unterbrechungen?
- Stimmt die Info von dem Techniker, dass die Fehlerlösung bis zum März 2021 dauern soll?
- Warum dauert das so lange und wie kann man das beschleunigen?
- Welche Tipps gibt es in solchen Situationen?
Danke & Gruß,
JCM
am 06.11.2020 20:45
Sofern es sich wirklich um eine Überbuchung handelt, d.h. zu viele Kunden am Segment hängen, wirst du dich gedulden müssen. Denn die Kapazität kann nur durch Segmentierung ausgebaut werden - diese Segmentierung erfordert aber in der Regel, dass zusätzliche Glasfasern gelegt werden, was entsprechend auch Genehmigungen erfordert.
Das ist also nichts, was binnen von wenigen Tagen behoben werden kann, sondern kann durchaus Wochen und Monate dauern.
Wenn dir das nicht gefällt, gibt es nur eine Lösung:
Kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln - sofern es vor Ort einen anderen Anbieter gibt.
am 06.11.2020 20:52
Hallo! Danke erst mal für die Antwort!
Bist Du Mitarbeiter von Vodafone?
Was mich halt massiv stört:
- Es fehlt das Proaktive, Root Cause Analyse zB
-> "wir haben in Ihrem Netzsegment folgendes festgestellt"
-> "Wir arbeiten an einer Lösung. So lange haben wir in Ihrem überbuchten Segment die Bandbreite für alle so reduziert, dass Sie nur Bandbreite X haben, diese aber stabil"
-> Lösung wird bis dann stattfinden...
Wie kommt man an solche Aussagen? Telefonnummer? Adresse? Mail?
Es geht bei uns im Haus Ausschliesslich Vodafone. Die haben das Monopol "gekauft". Daher kann man nicht wechseln.
VG JCM
am 06.11.2020 21:12
@JCM schrieb:
Bist Du Mitarbeiter von Vodafone?
Nein.
@JCM schrieb:
Was mich halt massiv stört:
- Es fehlt das Proaktive, Root Cause Analyse zB
-> "wir haben in Ihrem Netzsegment folgendes festgestellt"
-> "Wir arbeiten an einer Lösung. So lange haben wir in Ihrem überbuchten Segment die Bandbreite für alle so reduziert, dass Sie nur Bandbreite X haben, diese aber stabil"
-> Lösung wird bis dann stattfinden...
Ein Segment hat derzeit ungefähr eine Download-Kapazität von 2,6 GBit/s und 140 MBit/s im Upload, die sich alle Leute teilen müssen. Wenn es zur Überlastung kommt, wird per Best-Effort versucht, weiterhin für alle Kunden das Maximum herauszuholen - da wird nichts künstlich limitiert (und wenn, würde dir die Lösung garantiert nicht gefallen - denn das würde höchstwahrscheinlich prozentual zur gebuchten Geschwindigkeit passieren, wodurch du mit dem 50 MBit/s-Tarif die größten Einbrüche hättest).
Auch kommt es m.W. nicht zu einer Sperre für neue Kunden oder Vertragsupgrades - insbesondere Ersteres würde Neukunden besonders "hart" treffen, weil diese dann -wenn wirklich nur VF verfügbar ist- auf einmal gar kein Internet bekommen könnten.
Der Ausbau selbst - wenn eine entsprechende Auslastung erkannt wird - erfolgt normalerweise proaktiv - aber solche Aktionen wie der GigaCable Max 1000 im Februar können dort auch zu einem deutlich schnelleren Anstieg führen, als bei der Ausbauplanung und -zeit möglich ist. Die entsprechenden Verfahren für den Ausbau müssen aber trotzdem eingehalten werden - dementsprechend dauert ein Ausbau auch mehrere Monate.
Und genau da diese Ausbauten von Genehmigungen abhängig sind, kann dir niemand taggenau sagen, wann die Ausbauten abgeschlossen sind - das sind immer "nur" Plandaten, es kann auch vorher schon fertig sein, kann aber (leider) auch länger dauern.
@JCM schrieb:
Es geht bei uns im Haus Ausschliesslich Vodafone. Die haben das Monopol "gekauft". Daher kann man nicht wechseln.
Ein Monopol kann sich Vodafone nicht kaufen - wenn, dann hat der Eigentümer andere Verträge nicht zugelassen (was aber nichts mit "Monopol durch Vodafone" sondern mit Unwilligkeit des Eigentümers zu tun hat). Im Zweifel müsstet ihr halt einen Drittanbieter (könnte auch z.B. Colt oder die Telekom mit Glasfaser sein) mit der Erschließung beauftragen - das kann aber Einiges kosten.
am 06.11.2020 21:21
Hi! Danke Dir! Also, lass mich das konkretisieren: Der Bauunternehmer hat nur Kabelnetz mit Vodafone abgeschlossen. Es gibt im Keller bis zu den Wohnungen Cat 7 Kabel. 6 Meter vor dem Haus ist ein Verteiler mit Glasfaser, aber bei keinem Anbieter ist Glasfaser zu bekommen. Ergo bleibt nur Vodafone.
am 06.11.2020 21:52
Das wundert mich - wobei es durchaus möglich ist, dass die Faser einem lokalen Netzbetreiber gehört und ihr mit diesem entsprechende Verträge abschließen müsstet. Der muss auch keine anderen Anbieter (wie z.B. die Telekom) auf sein Netz lassen...
am 06.11.2020 22:47
Hi!
Der Kasten vor dem Haus gehört der Telekom. Die lässt keine anderen drauf. Drin liegt auch Glasfaser. Übertrieben gesagt: "Oberschenkeldick". Habe mich mit dem Menschen unterhalten der die aufgelegt hat.
Aber wenn wir was von der Telekom wollen bieten die nur vDSL. Kein echtes Glasfaser. DSL.net, Deutsche Glasfaser etc "dürfen" nicht aufschalten. Habe fast alle angeschrieben: Würden gerne, geht nicht wegen Telekom.
Vodafone will by the way auch nicht Glasfaser legen. Wir könnten ja "Gigabitglasfaser" im Kabelnetz haben. Wenn das Gespräch mit dem Vertriebsmitarbeiter nicht so traurig gewesen wäre, wäre es lustig. Ihm zufolge kann Docsis 2 ms Latenz bei ein Gigabit Symetrisch. Nun ja.
Colt dürfte, aber dann doch extrem teuer. Mittlerer vierstelliger Bereich für 1 Gigabit symetrisch pro Monat. Und so wichtig uns allen im Haus Internet auch ist: Dreistellig und teurer als die Heizung finden wir schwierig. Plus Anschlusskosten und Leerrohr. Wobei das für 2.500 Euro noch geht und DAS würden wir dem Anbieter auch zur Verfügung stellen. Plus Strom, ein 19" Telkorack und Cat7/Cat8-Kabel in die Wohneinheiten. Gepacht und auf 10 Gigabit eingemessen. Mit Messprotokoll.
Was mich wundert: Wie kommt technisch 2,6 GBit/s und 140 MBit/s zustande? Im Netz von Vodafone? OK, im DOCSIS-Netz: Klar, da limitiert das Protokoll asymetrisch. Vor allem den Upload. Aber es muss ja einen "Sammelpunkt" (= Netzsegement?) geben, und ab da normale Glasfaser? Mit SFP+ Transceiver? 1/10/25/40 oder 100 Gigabit verstehe ich technisch, kenne ich aus dem Datacenter. Aber 2,6 GBit/s und 140 MBit/s?
Grundsätzlich im Netzwerk: Alles ohne z.B. QoS??? Ist ja in einem Netzwerk keine "neue" Funktion?
Danke Dir!
am 06.11.2020 22:58
Wobei auch die "Leistung an sich" nicht das Problem des Anschlusses ist, siehe Speedtest von Vodafone:
Prima!
Du erreichst mit diesem Gerät die Geschwindigkeit, die Du gebucht hast:
108% (54 Mbit/s) Deines gebuchten Tarifs (50 Mbit/s)
46% (23 Mbit/s) Deines gebuchten Tarifs (50 Mbit/s)
Reaktionszeit Deines Anschlusses 21 Millisekunden (<- Naja, "toll" ist das nicht)
Es läuft halt nicht stabil. Die Drops in den Calls seit Juli nerven echt.
am 06.11.2020 23:03
Und die Kollegen von Vodafone schreiben ja auch, das VoIP etc "bevorzugt" wird:
(a)
An den Knotenpunkten des Breitbandkabelnetzes werden automatisch Gesamt-Verkehrsvolumenmessungen durchgeführt. Grundsätzlich wird jede Art von Verkehr gleichmäßig durchgeleitet. Nur wenn die Gefahr einer Überlastung des Netzes besteht, ist Vodafone berechtigt, in den betroffenen Netzsegmenten den Verkehr zur Sicherung der Servicequalität folgendermaßen zu priorisieren:
Wenn aber zeitkritsche Anwendungen bevorzugt werden, wie kann es dann zu Drops kommen? Ich verstehe es einfach nicht.
am 07.11.2020 03:00
Wenn die Telekom VDSL ausbaut, dann sind die Fasern ausschließlich zur Anbindung der VDSL-DSLAMs gedacht, nicht zur Weitervermietung an Dritte. Du kannst dann halt "nur" VDSL bekommen - und wenn der Kasten wirklich so kurz vor der Haustür steht, dann wahrscheinlich sogar bis hoch auf 250 MBit/s aufgrund der kurzen Leitungswege über das Telefonkabel. Nur dafür muss dann logischerweise vom VDSL-DSLAM ein "popeliges" Telefonkabel in's Haus gezogen werden.
Was DOCSIS anbetrifft:
Die Geschwindigkeit ergibt sich aus der Summe der Geschwindigkeiten der Träger - das sind bei VF derzeit 14x QAM256-modulierte + 18x QAM64-modulierte EuroDOCSIS3.0-Träger mit je 6952 kSym/s Symbolrate. Daraus ergeben sich ungefähr 14 * 50 MBit/s für die QAM-256-Träger und 18 * 35 MBti/s für die QAM-64-Träger, also rund 1,3 GBit/s im EuroDOCSIS3.0-Bereich.
Dazu kommt dann noch ein DOCSIS3.1-Träger mit 158 MHz Bandbreite, dessen 3160 Unterträger (158 MHz / 50kHz Trägerabstand) mit einer FFT-Dauer von 20 µs (im 4K-FFT-Modus) abgetastet werden. Zusammen mit einer QAM-4096 der Unterträger ergibt das dann 3160 Träger * 50.000 Symbole (1s / 20 µs / Symbol) * 10 Bit/Symbol (QAM-1024) rund 1,6 GBit/s, wobei hier noch der Anteil für die Fehlerkorrektur noch nicht abgezogen ist. Nutzbar bleiben davon ungefär ebenfalls 1,3 GBit/s übrig.
In Summe also ungefähr 2,6 GBit/s im Download.
Und beim Upload sind derzeit 4 Upload-Kanäle mit je ca. 6 MHz Bandbreite im Einsatz, die mit QAM-64 moduliert sind (6 bit/Symbol) - also ungefähr 4 * 6 MSym/s * 6 Bit/Sym = 144 MBit/s.
Was die Priorisierung anbetrifft:
VoIP wird priorisiert, aber nur dann, wenn es das kabeleigene VoIP ist. VoIP zu Fremdanbietern hingegen nicht, weil dies nicht "sauber" vom restlichen Internettraffic unterschieden werden kann. Wenn aber die Summe der Bandbreiten nicht (mehr) ausreicht, hilft ab einem bestimmten Punkt auch keine Priorisierung mehr - denn wenn das Segment dicht ist, ist es dicht.